Selektive Solidarität – Was Deutschlands neueste Daten über Flüchtlinge verraten
Quote from evan on September 17, 2025, 6:02 pmIm Jahr 2023 veröffentlichte der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) einen Policy Brief, der ein unbequemes Bild zeichnet: Zwar ist die Solidarität in Deutschland mit Geflüchteten grundsätzlich hoch, doch sie verteilt sich nicht gleichmäßig.
Die Befragung, durchgeführt Anfang 2023 mit über 4.000 Teilnehmenden, arbeitete mit sorgfältig entwickelten „Vignetten“ – kurzen Personenbeschreibungen. Untersucht wurde, wie Menschen reagieren, wenn der Flüchtling eine 27-jährige Person aus der Ukraine, Syrien oder Nigeria ist; christlich oder muslimisch; männlich oder weiblich; mit oder ohne Hochschulabschluss; mit Bleibe- oder Rückkehrabsicht.
Zentrale Ergebnisse
- Hohe Hilfsbereitschaft insgesamt. Drei von vier Befragten würden spenden, fast ein Drittel wäre sogar bereit, eine geflüchtete Person vorübergehend bei sich aufzunehmen.
- Aber Solidarität ist selektiv. Ukrainische Flüchtlinge wurden deutlich positiver gesehen als syrische oder nigerianische; Christ:innen mehr als Muslim:innen; Frauen mehr als Männer; Akademiker:innen mehr als Geringqualifizierte. Wer zurückkehren wollte, erhielt mehr Sympathie als jene, die bleiben wollten.
- Vertrauen entscheidet. Am stärksten beeinflusst wurde die Hilfsbereitschaft durch das Vertrauen in lokale Institutionen und das Gefühl, politisch etwas bewirken zu können. Wo Bürger:innen ihrer Kommune vertrauen, wächst die Offenheit gegenüber Neuankömmlingen.
Konsequenzen für die Migrationspolitik
Das Gutachten macht klar: Deutschland mangelt es nicht an Solidarität, aber sie ist fragil und ungleich verteilt. Um sie zu stabilisieren, braucht es:
- Gleichbehandlung unabhängig von Herkunft und Status. Das aktuelle „Zweiklassen-System“ (Ukraine: sofortiger Schutz; andere: langwieriges Asylverfahren) fördert den Eindruck von Ungerechtigkeit.
- Stärkung kommunaler Strukturen. Solidarität ist dort am stärksten, wo Verwaltung und Politik zuverlässig arbeiten.
- Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements. Wenn Spenden, Hilfe oder ehrenamtliches Handeln Wirkung zeigen, bleibt die Gesellschaft engagiert.
Warum das heute wichtig ist
Hinter den Zahlen stehen Kinder und Familien, die nicht auf endlose Verfahren warten können. Die Daten des SVR zeigen: Die deutsche Bevölkerung ist grundsätzlich bereit zu helfen – aber nur, wenn der Staat Klarheit und Fairness garantiert.
Gerade für staatenlose Kinder, die seit Jahren hier leben, bedeutet das: Die Verleihung der Staatsbürgerschaft ist kein Privileg, sondern die notwendige Grundlage, damit Solidarität dauerhaft trägt.
Im Jahr 2023 veröffentlichte der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) einen Policy Brief, der ein unbequemes Bild zeichnet: Zwar ist die Solidarität in Deutschland mit Geflüchteten grundsätzlich hoch, doch sie verteilt sich nicht gleichmäßig.
Die Befragung, durchgeführt Anfang 2023 mit über 4.000 Teilnehmenden, arbeitete mit sorgfältig entwickelten „Vignetten“ – kurzen Personenbeschreibungen. Untersucht wurde, wie Menschen reagieren, wenn der Flüchtling eine 27-jährige Person aus der Ukraine, Syrien oder Nigeria ist; christlich oder muslimisch; männlich oder weiblich; mit oder ohne Hochschulabschluss; mit Bleibe- oder Rückkehrabsicht.
Zentrale Ergebnisse
- Hohe Hilfsbereitschaft insgesamt. Drei von vier Befragten würden spenden, fast ein Drittel wäre sogar bereit, eine geflüchtete Person vorübergehend bei sich aufzunehmen.
- Aber Solidarität ist selektiv. Ukrainische Flüchtlinge wurden deutlich positiver gesehen als syrische oder nigerianische; Christ:innen mehr als Muslim:innen; Frauen mehr als Männer; Akademiker:innen mehr als Geringqualifizierte. Wer zurückkehren wollte, erhielt mehr Sympathie als jene, die bleiben wollten.
- Vertrauen entscheidet. Am stärksten beeinflusst wurde die Hilfsbereitschaft durch das Vertrauen in lokale Institutionen und das Gefühl, politisch etwas bewirken zu können. Wo Bürger:innen ihrer Kommune vertrauen, wächst die Offenheit gegenüber Neuankömmlingen.
Konsequenzen für die Migrationspolitik
Das Gutachten macht klar: Deutschland mangelt es nicht an Solidarität, aber sie ist fragil und ungleich verteilt. Um sie zu stabilisieren, braucht es:
- Gleichbehandlung unabhängig von Herkunft und Status. Das aktuelle „Zweiklassen-System“ (Ukraine: sofortiger Schutz; andere: langwieriges Asylverfahren) fördert den Eindruck von Ungerechtigkeit.
- Stärkung kommunaler Strukturen. Solidarität ist dort am stärksten, wo Verwaltung und Politik zuverlässig arbeiten.
- Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements. Wenn Spenden, Hilfe oder ehrenamtliches Handeln Wirkung zeigen, bleibt die Gesellschaft engagiert.
Warum das heute wichtig ist
Hinter den Zahlen stehen Kinder und Familien, die nicht auf endlose Verfahren warten können. Die Daten des SVR zeigen: Die deutsche Bevölkerung ist grundsätzlich bereit zu helfen – aber nur, wenn der Staat Klarheit und Fairness garantiert.
Gerade für staatenlose Kinder, die seit Jahren hier leben, bedeutet das: Die Verleihung der Staatsbürgerschaft ist kein Privileg, sondern die notwendige Grundlage, damit Solidarität dauerhaft trägt.