Skip to content
SingleFather.eu
Menu
  • SingleFather.eu
  • About
  • Books
  • Forum
  • Blog
Menu

Wenn Absicht zum Beweis wird

Posted on December 3, 2025December 3, 2025 by evan

Wenn Absicht zum Beweis wird: Ein Fall über Sorgerecht, Moral und die Grenze richterlicher Wahrnehmung

Ein analytischer Beitrag aus der Praxis des Familienrechts.

von Evangelos Trimmis


Ein Vater beantragt das alleinige Sorgerecht für seine beiden minderjährigen Töchter.
Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Haft.
Seine Begründung: Die Mutter, Etleva K., sei für die Erziehung ungeeignet; seine eigene Mutter könne die Kinder betreuen.

Formell ist dieser Antrag zulässig.
Materiell jedoch stellt sich rasch die Frage, welches Ziel er verfolgt.

Der Vater will nicht erziehen, und er will nicht übernehmen.
Er will verfügen – und zwar über ein Rechtsinstrument, das ihm im Strafvollzug Vorteile bringen könnte.


I. Die Form des Rechts und die Wirklichkeit des Menschen

Das Recht prüft Tatbestände, nicht Absichten.
Ein Antrag, der die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, ist zu behandeln.

Doch jedes Verfahren lebt von einer unausgesprochenen Erwartung:

Dass ein Rechtsbegehren seinem Zweck entspricht.

Wenn diese Übereinstimmung fehlt, bleibt oft nur die Form – ohne Inhalt.


II. Die Mutter: gelebte Verantwortung

Die Mutter lebt mit ihren Kindern.
Sie trägt ihren Alltag, ihre Schwierigkeiten, ihre Nähe, ihre Selbstverständlichkeit.
Sie hat keine Strategie – sie hat nur Wirklichkeit.

Gegen sie stehen moralische Vorwürfe, familiäre Spannungen und Gerüchte, nicht selten gegen Frauen gerichtet.
Nichts davon ist rechtlich erheblich – aber alles davon ist sozial wirksam.

Das Gericht sieht zwei Eltern.
Doch tatsächlich begegnen sich hier zwei Formen der Realität:
die behauptete und die gelebte.


III. Der Moment, in dem Absicht sichtbar wird

Während der Anhörung verschiebt sich die Wahrnehmung.
Der Vater erinnert sich nicht an die Geburtstage seiner Töchter.
Er weiß nicht, wann er sie zuletzt gesehen hat.
Er spricht von Verantwortung – ohne jeden Bezug zum realen Leben der Kinder.

Dann fällt eine sachliche, beinahe neutrale Frage:

„Hätte eine Entscheidung über das Sorgerecht Auswirkungen auf Ihre Haftbedingungen?“

Der gegnerische Anwalt erhebt Einspruch.
Ich ziehe die Frage zurück — denn zu diesem Zeitpunkt hat das Verfahren bereits geantwortet.

Von diesem Moment an ist für alle Beteiligten klar:
Hier wird das Recht nicht gesucht.
Hier wird das Recht instrumentalisiert.


IV. Wenn Absicht zum Beweis wird

Ein Antrag kann korrekt formuliert und dennoch substanzlos sein.
Nicht weil seine Elemente fehlen – sondern weil seine Richtung falsch ist.

Das Gericht erkennt:
Es geht nicht um das Kindeswohl, nicht um die Bindung, nicht um die elterliche Verantwortung.
Es geht um einen strategischen Vorteil, der mit dem Leben der Kinder legitimiert werden soll.

Hier endet der Raum des Paragraphen –
und beginnt der Raum der richterlichen Wahrnehmung.


V. Die Entscheidung

Das Gericht lehnt den Antrag ab.
Die Begründung bleibt nüchtern: fehlende Beziehung, mangelnde Glaubwürdigkeit, unklare Motivation.

Doch tatsächlich vollzieht sich etwas Tieferes:
Aristoteles’ ἐπιείκεια — die Korrektur des Gesetzes dort, wo es wegen seiner Allgemeinheit versagt.

Denn Gerechtigkeit ist nicht das Wiederholen einer Regel,
sondern die Wiederherstellung ihres Sinns.


Bibliographie

  1. Aristoteles: Nikomachische Ethik, Buch V – zur Lehre der ἐπιείκεια.
  2. Thomas von Aquin: Summa Theologiae, II–II, Q. 43 – zur „recta intentio“.
  3. EGMR, Art. 8 EMRK – Rechtsprechung zum Schutz des Familienlebens.
  4. UN-Kinderrechtskonvention – Grundsätze des Kindeswohls.
  5. Albanian Family Code – Regelungen zur elterlichen Sorge.
  6. Comparative Family Law Studies – Modelle elterlicher Verantwortung in Europa.
  7. Berufserfahrung des Autors als Rechtsvertreter von Etleva K. in diesem Verfahren.
Share this…
  • Facebook
  • Messenger
  • Twitter
  • Outlook
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Copy
Toggle
  • Wenn Absicht zum Beweis wird: Ein Fall über Sorgerecht, Moral und die Grenze richterlicher Wahrnehmung
    • Ein analytischer Beitrag aus der Praxis des Familienrechts.

The focus of this website, along with upcoming related publications, centers precisely on the legal and ethical treatment of requests regarding single father parenting in modern Europe.
Register
Login

singlefather.eu

Forum

About

Terms & Conditions

www.evansjourney.net

www.extrmpc.com

Shop

©2025 SingleFather.eu | Design: Newspaperly WordPress Theme
SingleFather.eu
Manage Cookie Consent
To provide the best experiences, we use technologies like cookies to store and/or access device information. Consenting to these technologies will allow us to process data such as browsing behavior or unique IDs on this site. Not consenting or withdrawing consent, may adversely affect certain features and functions.
Functional Always active
The technical storage or access is strictly necessary for the legitimate purpose of enabling the use of a specific service explicitly requested by the subscriber or user, or for the sole purpose of carrying out the transmission of a communication over an electronic communications network.
Preferences
The technical storage or access is necessary for the legitimate purpose of storing preferences that are not requested by the subscriber or user.
Statistics
The technical storage or access that is used exclusively for statistical purposes. The technical storage or access that is used exclusively for anonymous statistical purposes. Without a subpoena, voluntary compliance on the part of your Internet Service Provider, or additional records from a third party, information stored or retrieved for this purpose alone cannot usually be used to identify you.
Marketing
The technical storage or access is required to create user profiles to send advertising, or to track the user on a website or across several websites for similar marketing purposes.
  • Manage options
  • Manage services
  • Manage {vendor_count} vendors
  • Read more about these purposes
View preferences
  • {title}
  • {title}
  • {title}