Letzte Woche erhielt ich einen weiteren Rückschlag – diesmal vom Standesamt Frankfurt, wo ich einen Antrag auf die Staatsangehörigkeit meiner Kinder gestellt hatte. Das Schockierende war nicht eine formelle Ablehnung, sondern etwas noch Absurderes: Das Amt bat mich, meinen eigenen Antrag zurückzuziehen, anstatt einen förmlichen Bescheid zu erlassen, gegen den ich hätte Rechtsmittel einlegen können. Mit anderen Worten: Ich sollte das Problem für sie aus der Welt schaffen.
Das Kernproblem
Meine Kinder sind in Deutschland aufgewachsen. Sie gehen hier zur Schule, sprechen Deutsch und leben nach deutschen Regeln. Trotzdem bleiben sie aufgrund endloser bürokratischer Schleifen und Widersprüche staatenlos. Theoretisch schützt § 3 StAG Minderjährige genau vor diesem Schicksal. In der Praxis nutzen Behörden wie das Standesamt formale Tricks, um Verantwortung zu vermeiden.
Eine juristische Falle
Die Absurdität liegt darin, dass das deutsche Recht diese Falle selbst geschaffen hat:
- Der Sorgerechtsbeschluss von 2022 zwingt uns, in Deutschland zu bleiben.
- Gleichzeitig verweigern die Behörden die Anerkennung meiner Kinder als Deutsche, obwohl das Gesetz es zulässt.
- Anstatt eine formelle Ablehnung zu erteilen – die mir ein Rechtsmittel eröffnen würde – werde ich gedrängt, meinen Antrag selbst zurückzuziehen.
- Das Ergebnis: eine Familie im rechtlichen Niemandsland, mit Rechten auf dem Papier, aber keinen Rechten in der Praxis.
Verantwortung vermeiden
Dies ist kein Einzelfall. Ich habe viele ähnliche lächerliche Antworten von deutschen Behörden erlebt. Es sind nicht bloß Verwaltungsfehler – sie spiegeln eine politische Kultur wider: Verantwortung um jeden Preis vermeiden. Indem sie klare Entscheidungen verweigern, verhindern die Institutionen, dass Familien wie meine die vorgesehenen Rechtsmittel nutzen können.
Wie andere Systeme reagieren würden
In Common-Law-Ländern würde ein Richter die Fakten ansehen: Kinder sind hier, integriert und staatenlos – also muss der Staat handeln. In anderen romische-Recht-basierten Systemen sind Richter und Standesbeamte oft pragmatischer, wenden epieikeia (Billigkeit) an, um rechtliche Lücken zu schließen. Deutschland hingegen klammert sich an starre Verfahren – und weigert sich manchmal sogar, Verantwortung für diese Starrheit zu übernehmen.
Warum das wichtig ist
Es geht nicht nur um meine Familie. Es geht um ein System, das Kinder zu Spielfiguren im bürokratischen Schach macht, anstatt sie zu schützen. Staatenlosigkeit ist kein privates Ärgernis – es ist ein Verstoß gegen grundlegende Menschenrechte nach internationalem Recht.
Wie es weitergeht
Ich werde weiterhin jede Ablehnung, jede Weigerung und jede absurde Forderung dokumentieren. Diese Geschichten werden Teil meines nächsten Buches, aber noch wichtiger: sie gehören hierher, in die Öffentlichkeit. Denn Schweigen schützt nur diejenigen, die sich hinter der Bürokratie verstecken.
Deutschland muss eine einfache Frage beantworten: Warum ist es leichter, Verantwortung abzuschieben, als ein Kind vor Staatenlosigkeit zu schützen?